Auf meiner Frühlingstour in den Südwesten der USA habe ich mir einen Traum erfüllt und einen Backpacking Trip in den Coyote Gulch unternommen. Zwar ist die Wanderung in den Canyon sehr anstrengend, jedoch wird man dafür mit spektakulären Arches, riesigen überhängende Alcoven, Felsbögen und vielen kleinen Wasserfällen belohnt. In diesem Artikel gebe ich allgemeine Infos zu einer Wanderung in den Coyote Gulch und beschreibe meine Erlebnisse während meiner Tour im Frühling 2019.

Coyote Gulch

Der Coyote Gulch befindet sich im Grand-Staircase-Escalante National Monument und gilt als einer der schönsten Canyons im Südwesten der USA. Die bis zu 200 Meter tiefe Schlucht zeichnet sich insbesondere durch hohe vertikale Felswände, spektakuläre Arches, riesige überhängende Alcoven, Felsbögen und unzählige kleine Kaskaden aus. Des weiteren wachsen im Canyon entlang des Coyote Creek zahlreiche Cottonwood Bäume, die im Frühling und Sommer mit ihrem satten Grün einen herrlichen Kontrast zu den rotbraunen Sandsteinwänden des Canyons bilden. Im Herbst verfärben sich die Blätter der Cottonwood Bäume in leuchtendes Gelb und sorgen für eine regelrechte Farbexplosion im Canyon. Während der Coyote Gulch im oberen Bereich sehr breit ist, verengt er sich im unteren Bereich immer weiter und die Felswände werden höher und steiler. Die Hauptattraktionen im Canyon sind der Jacob Hamblin Arch mit den umliegenden riesigen Alcoven, die Coyote Natural Bridge, die Swiss Cheese Waterfalls sowie Piktogramme und Ruinen von Indianern. Für mich waren das mehr als genug Gründe, um diesen einzigartigen Canyon auf einer Reise in den Südwesten der USA zu besuchen.

Lage

Der Coyote Gulch liegt im Grand-Staircase-Escalante National Monument in Utah etwa 64 Kilometer südlich von Escalante. Der Coyote Creek ist ein Nebenfluss des Escalante River, der kurz nach dem Zusammenfluss im Lake Powell mündet. Die verschiedenen Ausgangspunkte für Wanderungen in den Canyon sind über die Hole-in-the-Rock Road, ausgehend vom Utah Scenic Byway 12, bei Escalante zu erreichen.

Anreise und Wanderrouten

Es gibt mehrere Einstiegsmöglichkeiten für eine Wanderung in den Coyote Gulch. Im folgendem die vier beliebtesten Startpunkte (Trailheads) mit Entfernungen zum Jacob Hamblin Arch [GPS: 37°25'8"N, 111° 2'35"W]:

  • Red Well Trailhead [GPS: 37°25'47"N, 111° 8'41"W] durch den Dry Fork Wash (11,5km)
  • Hurricane Wash Trailhead [GPS: 37°23'8"N, 111° 7'57"W] durch den Hurricane Wash (10,2km)
  • Fourty Mile Water Tank Trailhead [GPS: 37°23'32"N, 111° 2'54"W] über die Sneaker Route (aka Moki Steps) (3,2km)
  • Fourty Mile Ridge Trailhead [GPS: 37°24'13"N, 111° 0'32"W] über Crack in the Wall (13km)
Karte mit Trailheads und Wanderwegen in den Coyote Gulch
Karte mit Trailheads und Wanderwegen in den Coyote Gulch

Der Ein- und Ausstiegspunkt für eine Wanderung kann natürlich beliebig kombiniert werden, wenn man zwei Autos zur Verfügung hat. Eine beliebte Variante für eine Tagestour in den Coyote Gulch ist der Einstieg über Crack-in-the-Wall und Ausstieg über die Sneaker Route. Über die Sneaker Route muss man die steile Felswand am Jacob Hamblin Arch direkt hoch-/hinabsteigen. Dieser Aufstieg über Slickrock ist mit dem UIAA Grad III bis IV klassifiziert und insbesondere mit schwerem Gepäck nur für geübte Kletterer zu empfehlen. Aufgrund der langen Wanderungen entschließen sich viele Besucher im Canyon für ein oder mehrere Nächte zu zelten. Bei einer mehrtägigen Wanderung bleibt zudem genügend Zeit, um den Canyon ausgiebig zu erkunden und seine einzigartige Schönheit in Ruhe zu genießen.

Alle Trailheads, bis auf den Fourty Mile Ridge Trailhead, können über die Hole-in-the-Rock Road (HITRR) bei gutem Wetter mit einem SUV mit Bodenfreiheit (High Clearance) problemlos erreicht werden. Für letzteren Trailhead ist aufgrund des tiefen Sandes auf den letzten Kilometern ein Allradfahrzeug (4WD) erforderlich. Die HITRR ist eine breite Schotterstraße ausgehend von Escalante, die regelmäßig instand gesetzt wird (maintained gravel/dirt road) und daher meist gut zu befahren ist. Weite Strecken der Schotterstraße gleichen jedoch regelrecht einer Waschbrettpiste (washboard road) und sorgen dafür, dass man im Auto während der Fahrt auch bei Schrittgeschwindigkeit ordentlich durchgeschüttelt wird. Bei Regen können Abschnitte der Hole-in-the-Rock Road selbst für große Jeeps schnell unpassierbar werden. Man sollte daher zur Sicherheit immer ausreichend Vorräte (Wasser und Essen) mitnehmen und sich vorher im Escalante Interagency Visitor Center über die aktuelle Lage informieren.

Wanderung

Da mir der Ein-/Ausstieg über die Sneaker Route zu steil ist, habe ich mich für eine Wanderung ausgehend vom Red Well Trailhead entschieden. Diese Route ist zwar die längste (ca. 1,5 Kilometer länger bis zum Jacob Hamblin Arch als über den Red Well Trailhead), jedoch wandert man die meiste Zeit im Schatten unter Cottonwood Bäumen. Zudem stößt man bereits nach weniger als zwei Kilometern auf den ganzjährig wasserführenden Coyote Creek. Den Backpacking Trip in den Coyote Gulch habe ich im Mai 2019 gemacht, als ich mehrere Tage bei Escalante war. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war fantastisch, so stand der Wanderung nichts mehr im Wege.

Fahrzeuge am Red Well Trailhead
Fahrzeuge am Red Well Trailhead

Mit mir starteten am frühen Morgen zwei Amerikaner (Jessica und Brian) vom Red Well Trailhead die Wanderung. Zunächst liefen wir zusammen vom Parkplatz aus in östlicher Richtung auf einem Plateau Richtung Dry Fork Wash. Nach weniger als einem Kilometer ging es bereits einen kleinen Hügel in den (noch) trockenen sandigen Wash hinunter.

Die Hitze brannte, jedoch spendeten bereits nach einem weiteren Kilometer große Cottonwood Bäume Schatten. Kurz darauf stieß man auf den ganzjährig wasserführenden Coyote Creek, der zunächst nur ein kleines Rinnsal ist.

Von dort an ging es die meiste Zeit durch Wälder in der Nähe des Coyote Creek. Oft war der schmale Pfad kaum erkennbar und die vielen Biegungen im Canyon erschwerten zusätzlich die Navigation. Zur Not konnte man sich jedoch immer am Coyote Creek orientieren, da dieser direkt zum Coyote Gulch führt und während der Wanderung mehrmals überquert werden muss. Aufpassen muss man lediglich, dass man nicht versehentlich in einen der Seitencanyons einbiegt.

An einer Stelle versperrte ein hoher Wasserfall das Weiterkommen im Canyon und man musste zunächst auf eine hohe Sanddüne aus dem Canyon steigen, um das Hindernis zu umgehen. Von der Sanddüne aus, hat man einen wunderbaren Blick auf die umliegende Landschaft und in den üppig bewachsenen Dry Fork Wash.

Brian und Jessica waren von einem vorherigen Marathon noch sehr erschöpft, daher verabschiedete ich mich und wanderte alleine weiter. Mit der Zeit wurde der Canyon immer enger und schon bald ragten die Felswände in den Himmel hoch. Nach 9 Kilometern erreichte ich schließlich die "Confluence" [GPS: 37°25'13"N, 111° 3'29"W], an der der Hurricane Wash in den Coyote Gulch mündet und wo sich die Routen vom Red Well und Hurricane Trailhead treffen. Ab dort ist man im Coyote Gulch und der spektakulärste Teil der Wanderung beginnt.

An den Flussbiegungen hat man dann die Wahl: entweder den längeren Weg am Bach entlanglaufen, oder die Sanddünen hinaufsteigen und den Weg etwas abkürzen. Ich entschied mich für letztere Variante und wanderte über Sanddünen, die mit Gras, Getreide und vereinzelten Cottonwood Bäumen bewachsen sind. Die Cottonwood Bäume sahen vor den hohen Felswänden der Schlucht sehr eindrucksvoll aus.

Nach vier Stunden erreichte ich endlich den Jacob Hamblin Arch. In einer anliegenden Alcove suchte ich mir einen schönen Zeltplatz auf einem der vielen Strände am Bach und baute mein Zelt auf. Ein Regenschutz ist hier aufgrund der überhängenden Alcoven selbst bei schlechtestem Wetter nicht nötig. Kurze Zeit später kamen auch Brian und Jessica an und wir unterhielten uns etwas. Etwas weiter am Strand traf ich zudem auf Nic, der ausgehend vom Escalante River den Canyon hoch gewandert ist und auch gerade sein Zelt aufbaute. Da er auch fotografiert, verabredeten wir uns für später. Ich ruhte mich nach der langen Wanderung zunächst aus und stärkte mich etwas.

Mein Zelt in einer Alcove im Coyote Gulch
Mein Zelt in einer Alcove im Coyote Gulch

Nach der Pause wanderte ich flussabwärts tiefer in die Schlucht. Ab jetzt wird der Canyon immer wilder und die Felswände ragen immer weiter in die Höhe. Die meiste Zeit wandert man nun im kühlenden Wasser des Baches. Nach einiger Zeit erreichte ich die Swiss Cheese Falls [GPS: 37°24'54"N, 111° 2'1"W] und die Coyote Natural Bridge [GPS: 37°24'58"N, 111° 1'39"W]. Die Swiss Cheese Falls sind sehr fotogene, kleine Kaskaden und die Coyote Natural Bridge ist ein Felsbogen, unter welchem der Coyote Creek direkt hindurchfließt. Durch das reflektierende Nachmittagslicht erstrahlte der Sandstein des Canyons in den herrlichsten Pastelltönen.

Gegen Abend machte ich mich auf den Rückweg zum Zeltplatz in der Nähe des Jacob Hamblin Arch. Zum Sonnenuntergang tauchten über der Alcove schöne Wolken auf, die sich wunderbar im seichten Wasser des Coyote Creek spiegelten. Ich fotografierte mit Nic den Sonnenuntergang und wir bauten zusammen unsere Stative für Nachtaufnahmen auf. Danach legten wir uns in unsere Zelte schlafen. Nach dem anstrengenden Tag fiel mir das Einschlafen nicht schwer, auch wenn mit der Dämmerung unzähligen Frösche im Canyon anfingen zu quaken. Mitten in der Nacht standen wir auf und fotografierten den Sternenhimmel. Da unsere Kameras genau auf den Nordstern ausgerichtet waren, gelangen uns mit 30 Minuten Belichtungszeit perfekte Startrail Aufnahmen.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf und machte mich nach einem kurzen Frühstück direkt auf den langen Rückweg. Nach einer vierstündigen Wanderung kam ich erschöpft, aber überglücklich am Mietwagen an und freute mich auf ein leckeres Mittagsessen in Escalante.

Die Wanderung war definitiv eines der Highlights meiner USA Reise. Besonders faszinierend finde ich, dass man im Canyon ein wahres Paradies an Pflanzen und Bäumen vorfindet, während die umliegende Wüstenlandschaft sehr trocken und karg ist. Für mich steht auf jeden Fall fest: ich komme garantiert wieder. Das nächste Mal im Herbst, wenn die Cottonwood Bäume gelb leuchten.

Tipps und Hinweise

  • Jeder, der im Coyote Gulch übernachten möchte, muss sich ein kostenloses Overnight Permit vom Escalante Interagency Visitor Center besorgen.
  • Im Canyon kann das Wasser aus dem Coyote Creek gefiltert und behandelt problemlos getrunken werden. Es gibt jedoch mehrere gute Quellen an den Wänden des Canyons. Eine besonders gute Quelle befindet sich an einer Flussbiegung direkt unterhalb des Jacob Hamblin Arch auf der linken Seite (flussabwärts gesehen).
  • Im Coyote Gulch gibt es mehrere interessante Nebencanyons (z.B. direkt an der Confluence), die erkundet werden können.
  • Aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer sollte die Wanderung im Frühling oder Herbst erfolgen.
  • Wie in allen Canyons im Südwesten der USA gibt es auch im Coyote Gulch die Gefahr von Flash Floods. Man sollte sich daher vor der Wanderung über die aktuellen Wetterverhältnisse informieren und seinen Zeltplatz nicht zu nah am Wasser wählen. Bei einer Flash Flood kann sich der kleine Bach schnell in einen reißenden Strom verwandeln und der Wasserpegel von sonst nur 10-20cm auf mehrere Meter ansteigen. Die Wassermassen reißen dann auch große Cottonwood Bäume mit sich.
  • Eine Wanderung in den Canyon wird immer beliebter, daher ist man selten allein im Canyon. Ich empfehle daher den Canyon nicht an einen Feiertag oder Wochenende zu besuchen.
  • Während des Besuchs muss man unbedingt die Leave-No-Trace Regeln einhalten. Dass man seinen Müll nicht im Canyon zurücklässt und die Orte so hinterlässt wie man sie vorfindet sollte selbstverständlich sein.
  • Weitere Informationen zu einer Wanderung im Coyote Gulch findet man auf der offiziellen Webseite des National Park Service.

Hinweis: Die Gegebenheiten vor Ort können sich aufgrund von Wettereinflüssen innerhalb kurzer Zeit ändern und dramatisch von den hier beschriebenen abweichen.

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