Tipps zur Landschaftsfotografie

In diesem Artikel gebe ich allgemeine Tipps zur Erstellung von anspruchsvollen Landschaftsfotos. Der Artikel gibt einen guten Überblick über die Themen Fotoausrüstung, Kameraeinstellungen, künstlerische Aspekte (Bildgestaltung/Komposition) und sonstige Rahmenbedingungen und richtet sich vor allem an Einsteiger und Fortgeschrittene. Die wichtigsten Aussagen werden in der Checkliste für Landschaftsfotografie zusammenfasst.

Stativ, Kamera und FilterGrauverlaufsfilter

Die Ausrüstung

Kamera

"Nicht die Kamera sondern der Fotograf macht das Foto", lautet ein bekannter Spruch. Prinzipiell ist die Kamera ein unbedeutender Faktor für gute Fotos. Eine Spiegelreflexkamera ist jedoch sinnvoll, damit man möglichst viele Einstellungen selbst kontrollieren kann und Objektive wechseln kann. Neuere DSLR-Kameras bieten meist ein besseres Rauschverhalten in hohen ISO Bereichen und eine höhere Auflösung. Professionelle Vollformat-Kameras (Kleinbildäquivalent) haben gegenüber Crop-Kameras mit kleineren APS-C Sensor insbesondere Vorteile in Extrembereichen (Nachtfotografie, Polarlichter), sind aber für die Landschaftsfotografie nicht zwingend erforderlich. Auf keinen Fall sollte man dem Irrglauben erliegen, dass mit einer neuen Vollformatkamera die eigenen Fotos besser werden. Viele meiner Fotos habe ich mit einer sechs Jahre alten Einsteigerkamera (EOS 1000D) aufgenommen. Die folgenden Brennweiten beziehen sich daher auf Crop-Kameras (APS-C Sensor).

Objektiv

Die meisten Landschaftsfotos werden mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen, da man oft möglichst 'viel' von der Landschaft auf das Bild bekommen möchte. Dafür lohnt sich die Anschaffung eines speziellen Weitwinkelobjektives, da Standardobjektive erst ab 17mm bzw. 18mm anfangen (z.B. das Canon EF-S 18-55mm). Weitwinkelobjektive haben oft Brennweiten von 8mm, 10mm oder 11mm bis zu 16mm, 20mm oder 22mm (z.B. das Sigma 10-20mm). Aber auch im klassischen Brennweitenbereich von 24mm bis 35mm und im Telebereich ab 50mm sind eindrucksvolle Landschaftsfotos möglich. Wenn man eine möglichst gute Abbildungsleistung haben möchte, sollte man auf Festbrennweiten zurückgreifen. Mit Tilt-Shift Objektiven können Verzerrungen wie z.B. schiefe Bäume an den Bildrändern ausgeglichen werden (Shift) und die Schärfentiefe (Tilt) erhöht werden.

Filter

Für die Landschaftsfotografie sind Polfilter, Graufilter und Grauverlaufsfilter interessant. Mit Grauverlaufsfiltern ist eine ausgeglichene Belichtung auch bei einem hohen Dynamikumfang einer Szene möglich, reine Graufilter Erlauben das Verwischen von Wasser und mit Polfiltern können Spiegelungen kontrolliert werden. Aufgrund des Umfanges der Thematik gehe ich auf die verschiedenen Filter in gesonderten Artikel ein.

Stativ

Das Stativ ist eins der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände und sollte bei keiner Fototour fehlen. Denn meistes findet die Landschaftsfotografie zur Goldenen Stunde, d.h. eine Stunde vor und nach Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang statt. Zu diesen Zeiten ist aufgrund der langen Belichtungszeit ein Stativ zwingend erforderlich. Des Weiteren hilft das Stativ beim Bildaufbau und der Komposition. Beim Einsatz eines Statives sollte auch ein Kabelauslöser oder Fernauslöser benutzt werden, da sonst durch das Drücken der Auslösetaste verwackelte Bilder entstehen.

Blende, ISO Wert und Verschlusszeit Spiegelvorauslösung Selbstauslöser Einstellung Autofokus und BildstabilisatorFokussieren am Objektiv

Kameraeinstellungen

Blende

Die Blende sollte möglichst zwischen 8 bis 16 eingestellt werden. Der Grund dafür ist, dass Objektive bei Offenblende (kleinsten Blende, meist 2.8 oder 3.5) besonders in den Ecken nicht sehr scharf sind. Zudem ist die Schärfentiefe sehr gering, sodass unter Umständen nur der Vordergrund oder Hintergrund des Bildes scharf abgebildet wird. Blenden über 16 führen dazu, dass zwar ein großer Bereich scharf ist, aber die Abbildungsleistung des Objektives aufgrund der Lichtbeugung abnimmt. Aus diesem Grund ist ein Bereich von 8 bis 16 für die Blende je nach der gewünschten Schärfentiefe am idealsten. Wenn man einen Sonnenstern kreieren möchte, muss man von diesem optimalen Bereich abweichen werden und je nach Objektiv eine Blende über 18 wählen.

ISO-Wert

Die ISO Zahl sollte möglichst klein gehalten werden (ISO 100), um störendes Rauschen zu verhindern. Wenn es jedoch sehr dunkel ist und die Belichtungszeit größer als 30 Sekunden ist, empfiehlt es sich die ISO Zahl höher einzustellen. Jede Verdopplung der ISO Zahl reduziert die Belichtungszeit um die Hälfte (z.B. von 30 auf 15 Sekunden bei einer ISO Erhöhung von 100 auf 200). Bei neueren Crop-Kameras (APS-C Sensor) kann die ISO Zahl problemlos auf bis zu ISO 400 erhöht werden und bei neueren Vollformat-Kameras aufgrund des größeren Sensor sogar auf bis zu ISO 3200, ohne das es zu starken Bildrauschen kommt.

Von der optimalen ISO Einstellung (ISO 100) muss abgewichen werden, wenn man Sterne oder Polarlichter aufnehmen möchte. In diesem Fall darf die Belichtungszeit trotz der Dunkelheit nicht zu lang sein, da ansonsten Startrails entstehen oder die Polarlichter zu sehr verschwimmen. In diesem Fall ist eine möglichst kleine Blendenzahl und hohe ISO Zahl (1600, 3200) zu wählen, um die Belichtungszeit zu senken. Um Startrails zu verhindern sollte die Belichtungszeit je nach Brennweite kleiner als 30 Sekunden sein und für Polarlichter sollte die Belichtungszeit zwischen 1 und 10 Sekunden liegen.

Belichtungszeit

Die Belichtungszeit (Verschlusszeit) richtet sich nach der eingestellten Blende, ISO Zahl und den Lichtverhältnissen. Gute Landschaftsfotos entstehen meistens am Morgen oder Abend, wenn es nicht ganz hell ist. Dies führt oft zu Belichtungszeiten von 1/20 Sekunden bis zu mehreren Sekunden. Aus diesem Grund ist der Einsatz eines Statives meist unausweichlich, wenn man nicht von den erwähnten optimalen Einstellungen für die Blende und ISO Zahl abweichen möchte. Längere Belichtungszeiten können auch gezielt als Stilmittel eingesetzt werden, z.B. wenn man Wasser verwischen möchte. Wenn dafür die Belichtungszeit aufgrund der Lichtverhältnisse zu niedrig ist, kann diese durch Graufilter weiter erhöht werden.

Aufnahmemodus

Da die Blende meist fest zwischen 8 und 16 eingestellt wird, ist es sinnvoll die Kamera auf den Aufnahmemodus Zeitautomatik (Blendenpriorität) zu stellen. Dort kann man bei den meisten Kameras auch einstellen, ob das Foto etwas unter- oder überbelichtet wird. Sobald man genug Erfahrung hat, kann man komplett im manuellen Modus fotografieren.

Aufnahmeformat

Als Aufnahmeformat empfehle ich stets im RAW-Modus zu fotografieren, damit man später mehr Möglichkeiten zur Nachbearbeitung hat. Zum Beispiel kann die Belichtung problemlos um eine bis zwei Blenden variiert werden und der Weißabgleich nachträglich eingestellt werden. Beim JPEG Format gehen hingegen sehr viele Bildinformationen verloren, da die Fotos bei der Speicherung komprimiert werden. Der Nachteil am RAW Format ist, das die Fotos sehr flau wirken und am PC erst noch entwickelt und bearbeitet werden müssen.

Spiegelvorauslösung

Normalverweise wird erst beim Drücken des Auslösers der Spiegel zurückgeklappt. Das Licht fällt auf den Sensor und das Foto wird belichtet. Das Problem ist, dass der zurückklappende Spiegel Schwingungen und Vibrationen verursacht, die die Schärfe des Bildes beeinträchtigen. Diese sogenannte 'Verwacklungsunschärfe' tritt insbesondere bei Belichtungszeiten von 1/50 Sekunden bis zu einer Sekunde auf. Daher sollte im Menü die Spiegelvorauslösung aktiviert werden oder aus dem Live-View Modus heraus fotografiert werden. Diese Einstellungen bewirken, dass der Spiegel bereits vor der Aufnahme hochgeklappt wird. In Verbindung mit einer Auslöseverzögerung von 2 Sekunden wird zuerst der Spiegel hochgeklappt und erst zwei Sekunden später der Sensor belichtet.

Bildstabilisator

Um scharfe Bilder zu erhalten, sollte bei Freihandaufnahmen nach einer Faustregel die Belichtungszeit immer kleiner als 1/Brennweite betragen. Bei Crop-Kameras (APS-C Sensor) muss die Brennweite noch um den Verlängerungsfaktor 1,6 multipliziert werden, sodass die Regel 1/(Brennweite * 1,6) gilt. Bildstabilisatoren erlauben es, auch bei längeren Belichtungszeiten (bis zu vier Blenden) freihändig scharfe Fotos zu machen. Da in der Landschaftsfotografie meist mit einem Stativ fotografiert wird, sollte der Bildstabilisator ausgeschaltet werden. Denn dieser versucht ansonsten nicht vorhandene Bewegungen auszugleichen, was zu unscharfen Fotos führen kann.

Fokussieren

Im Gegensatz zu Makroaufnahmen oder Portraitaufnahmen sollte bei Landschaftsaufnahmen möglichst der ganze Bildbereich scharf abgebildet werden. Um dies zu erreichen sollte man manuell fokussieren, damit man die man die Schärfentiefe besser kontrollieren kann. Wenn es zu dunkel ist, funktioniert außerdem die automatische Fokussierung nicht mehr. Nach einer Faustregel erstreckt sich der scharfe Bereich eines Bildes vom fokussierten Punkt ein Drittel nach vorne (in Richtung der Kamera) und zwei Drittel nach hinten (in Richtung unendlich). Dies gilt jedoch nicht in der unendlichen Einstellung. Um einen möglichst großen Bereich des Bildes scharf zu stellen, sollte man den Fokus auf die hyperfokale Distanz einstellen. Diese hängt von der Blende und der Brennweite ab. Wenn man auf die hyperfokale Distanz fokussiert, ist alles im Bild von der Hälfte dieser Distanz bis Unendlich scharf. Die folgende Tabelle gibt die hyperfokale Distanz für verschiedene Brennweiten und Blenden an:

Hyperfokale Distanz bei verschiedenen Brennweiten und Blenden (APS-C Sensor)
Brennweite/Blende f/8 f/11 F/16
10mm 0.67m
(0.34m bis 8)
0.48m
(0.24m bis 8)
0.34m
(0.17m bis 8)
15mm 1.5m
(0.75m bis 8)
1.06m
(0.53m bis 8)
0.76m
(0.38m bis 8)
20mm 2.63m
(1.33 bis 8)
1.88m
(0.94m bis 8)
1.34m
(0.67m bis 8)
50mm 16.5m
(8.25m bis 8)
11.7m
(5.85m bis 8)
8.27m
(4.14m bis 8)
Die Zahlen in dicker Schrift geben an, auf welchen Abstand der Fokus eingestellt werden muss. Der Bereich in Klammern gibt an, welcher Bereich in diesem Fall auf dem Foto scharf abgebildet wird. Achtung, diese Werte gelten nur für Crop-Kameras.
Dritte RegelFührende Linien

Künstlerische und Gestalterische Aspekte

Vorder-, Mittel- und Hintergrund

Bei Landschaftsfotos sollte man darauf achten, einen interessanten Vordergrund und Hintergrund im Bild einzubauen. Der Hintergrund ist meist der Himmel. Je nachdem ob der Himmel klar ist oder mit Wolken bedeckt ist, wirkt dieser ruhig oder stürmisch. Im Vordergrund sollten interessante Objekte platziert werden, um die Aufmerksamkeit des Betrachters zu gewinnen. Beispiele dafür ist ein Busch auf einer Wiese oder größere Steine am Strand.

Dritte Regel

Nach der Dritten Regel wird das Bild vertikal und horizontal in jeweils drei Teile geteilt. Der Horizont sollte so platziert werden, dass er sich auf einer der horizontalen Linien befindet, also im unteren oder oberen Drittel. Fotos bei dem der Himmel genau in der Mitte liegt wirken meist langweilig. Auffallende Objekte wie Häuser, Bäume oder Berge können auf den vier Schnittpunkten der Linien platziert werden. Eine Abwandlung der Dritten Regel ist die 80/20 Regel, bei der der Horizont deutlich weiter oben bzw. unten platziert wird. Natürlich ist die Dritte Regel nur eine Hilfe, an die man sich nicht zwingend halten muss.

Führende Linien

Führende Linien helfen dem Betrachter das Bild zu entdecken. Beispiele für führende Linien sind Straßen, Zäune oder Flüsse.

Symmetrie und Texturen

Symmetrien und Texturen helfen beim Bildaufbau. Allerdings ist es nicht immer leicht diese zu erkennen. Ein Beispiel für eine symmetrische Aufnahme ist ein See in dem sich Bäume und Berge spiegeln. In diesem Fall sollte man von der Dritten Regel abweichen und den Horizont genau in der Mitte platzieren. Texturen in der Landschaft können am besten mit einer Brennweite im Telebereich herausgearbeitet werden.

Farben und Kontraste

Damit ein Foto nicht zu flau und langweilig wirkt, sollte man versuchen schöne Farben in das Bild zu bekommen. Zum Beispiel sticht ein grüner Busch in der Wüste hervor. Auch das Zusammenspiel der verschiedenen Farben (Komplementärfarben) sollte berücksichtigt werden.

Bildgestaltung/Komposition

Die hier erwähnten Tipps (Vorder-, Mittel- und Hintergrund, Dritte Regel, Führende Linien, Symmetrie und Texturen, Farben und Kontraste) helfen ein Foto zu gestalten. Die Bildgestaltung hängt von der gewählten Brennweite, dem Standpunkt und der Standhöhe der Kamera auf dem Stativ ab. Oft wirken Fotos eines gleichen Motives bereits ganz anders, wenn man nur ein paar Schritte zur Seite geht oder die Höhe des Stativs verändert. Gerade am Anfang sollte man viel ausprobieren und experimentieren und sich Gedanken über das Foto machen bevor man den Auslöser betätigt.

Sonstige Rahmenbedingungen

Lichtverhältnisse

Das Licht spielt in der Landschaftsfotografie eine sehr wichtige Rolle, denn die meisten guten Fotos entstehen bei "richtigen" Licht. Die Lichtverhältnisse können in drei Kategorien eingeteilt werden: Lichtqualität, Lichtrichtung und Lichttemperatur. Die Lichtqualität hängt von der Tageszeit und dem Wetter ab. Weiches Licht tritt bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang sowie bei Nebel und bedeckten Himmel auf. Hartes Licht entsteht während der Mittagszeit, wenn die Sonne hoch am Himmel. Zum Fotografieren eignet sich am besten weiches Licht, da bei hartem Licht die Schatten und Konturen zu stark sind. Die Lichtrichtung gibt an, aus welcher Richtung das Licht kommt (Gegenlicht, Rücklicht, Seitenlicht). Für die Landschaftsfotografie sind alle drei Lichtrichtungen interessant. Bei Gegenlicht hat man jedoch mit einem sehr hohen Kontrastumfang zu kämpfen und sollte Grauverlaufsfilter verwenden oder eine Belichtungsreihe aufnehmen. Die Lichttemperatur bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang sorgt für sehr warmes Licht, dass orange gelblich erscheint. Tageslicht ist hingegen weiß bzw. neutral, allerdings auch uninteressanter. Das beste Licht für gute Landschaftsfotos tritt daher vor allem in den Stunden vor und nach dem Sonnenauf- und Sonnenuntergang auf. Eine besonders schöne Zeit zum Fotografieren ist zudem die blaue Stunde, wenn sich der Himmel blau färbt.

Wetterbedingungen und Jahreszeiten

Die Wetterbedingungen beeinflussen die Stimmung eines Bildes erheblich. Je nachdem ob es klar, wolkig, stürmisch oder nebelig ist, wirkt die Landschaft anders. Besonders dramatische und eindrucksvolle Foto entstehen, wenn ein Sturm aufzieht oder sich der Himmel nach einen Sturm aufklärt. Nebel sorgt für ruhigere Stimmungen. Meist bildet sich dieser im Herbst am frühen Morgen, wenn es feucht ist und der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht hoch ist (bzw. die Temperatur unter den Taupunkt fällt). Auch die Jahreszeiten haben einen großen Einfluss auf das Aussehen der Landschaft. Im Herbst verwandeln sich insbesondere die Wälder nördlicher Regionen in einen bunten Mix aus glühenden Farben. Im Frühling ist hingegen das Grün der Bäume und Pflanzen am intensivsten. Im Winter sorgt Neuschnee für verzauberte Landschaften.

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